Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen – in Kirche und Gesellschaft! – eine Kurzauslegung zu Hebräer 5,11-14
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Zeit, Verantwortung zu übernehmen
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Mein Wort – Hebräer 5,11-14
Mitschnitt der Kurzvortrages von Dr. Werner Kleine, der am 2. August 2023 im Rahmen der Reihe „Mein Wort“ im Berliner Plätzchen in Wuppertal-Oberbarmen stattfand. Im Zentrum steht der Text Hebräer 5,11-14: Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen – in Kirche und Gesellschaft!
n der jüdischen und christlichen Tradition ist der Mensch lebendig, weil er den Atem Gottes in sich trägt. Aber nicht nur er, sondern alles, was atmet, ist von Gott belebt.
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"Was ist der Mensch, dass Du an ihn denkst?" (Psalm 8,5)
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Gottebenbildlichkeit als Gabe und Aufgabe
In der jüdischen und christlichen Tradition ist der Mensch lebendig, weil er den Atem Gottes in sich trägt. Aber nicht nur er, sondern alles, was atmet, ist von Gott belebt. Nach allem, was derzeit bekannt ist, ist der Mensch das Wesen, das sich seiner selbst bewusst ist. Tiere kommunizieren, empfinden und können leiden. Die Fähigkeit zu Erkenntnis und Selbstreflexion hingegen scheint eine Besonderheit menschlicher Existenz zu sein. Dazu gehört auch die Fähigkeit zu erkennen, dass Gott selbst in allem, was atmet, anwesend ist. Das macht die Königswürde des Menschen aus und die Verantwortung, Schöpfung, Mitgeschöpfe und Mitmenschen mit Würde zu behandeln.
Mitschnitt des Vortrages von Dr. Werner Kleine anlässlich der Ausstellung der Könige von Ralf Knoblauch in Christ König in Köln-Longerich vom 15. März 2022.
Bischöfen wird ihre Verantwortung bewusst gemacht und sie bieten dem Papst ihren Rücktritt an. Der aber schickt sie zurück. Ist das noch nachzuvollziehen? Schlimm genug, dass es erst unleugbarer Fakten bedarf, die zu einer Einsicht führt, die man doch aufgrund eigener Erinnerungen längst hätte haben müssen. Auch der päpstliche Hinweis, die Verteilung von Loyalität, die bevorzugt Tätern zulasten der Betroffenen zugutekam, sei nicht mit Absicht geschehen, kann nur irritieren. Geht jetzt alles weiter wie bisher. Mit den Lippen bekennen die fraglichen Bischöfe Demut und Reue. Werden aber auch Taten folgen? Wie auch immer: Wie Kain tragen sie das Mal der eigenen Verantwortung mit sich. Das ist vielleicht die Weisheit des päpstlichen Diktums: Eine Annahme der Rücktrittsgesuche käme einer Flucht gleich. So aber können sich die Bischöfe ihrer Verantwortung eben nicht mehr entziehen. Sie sind verdammt, sich ihr zu stellen. Wenn sie es jetzt immer noch nicht tun? Dann heißt es wohl: Isch over!
Bischöfen wird ihre Verantwortung bewusst gemacht und sie bieten dem Papst ihren Rücktritt an. Der aber schickt sie zurück. Ist das noch nachzuvollziehen? Schlimm genug, dass es erst unleugbarer Fakten bedarf, die zu einer Einsicht führt, die man doch aufgrund eigener Erinnerungen längst hätte haben müssen. Auch der päpstliche Hinweis, die Verteilung von Loyalität, die bevorzugt Tätern zulasten der Betroffenen zugutekam, sei nicht mit Absicht geschehen, kann nur irritieren. Geht jetzt alles weiter wie bisher. Mit den Lippen bekennen die fraglichen Bischöfe Demut und Reue. Werden aber auch Taten folgen? Wie auch immer: Wie Kain tragen sie das Mal der eigenen Verantwortung mit sich. Das ist vielleicht die Weisheit des päpstlichen Diktums: Eine Annahme der Rücktrittsgesuche käme einer Flucht gleich. So aber können sich die Bischöfe ihrer Verantwortung eben nicht mehr entziehen. Sie sind verdammt, sich ihr zu stellen. Wenn sie es jetzt immer noch nicht tun? Dann heißt es wohl: Isch over!
Wenn der Schritt nach vor zu einem Schritt zurück wird, ist es Zeit, genau hinzusehen. Der Papst nimmt das Rücktrittsgesuch von Reinhard Kardinal Marx nicht an – mit der Aufforderung, „das Fleisch auf den Grill zu legen“. Viele Kommentatoren üben sich da schon schnell in geistlichen Verklärungen einer vermeintlich jesuitischen Dialektik. Tatsächlich aber wird hier der Versuch der Verantwortungsdelegation zurückgewiesen: Die Suppe, die man sich oder andere einem einbrockt haben, muss schon selbst ausgelöffelt werden. Statt sich also wie die Katze schnell vom heißen Blechdach von dannen zu machen, müssen die heißen Eisen selbst angefasst werden – ein Auftrag, der in der Kirche offenkundig nicht leichter ist als in der Politik. Dort allerdings kann ein strategisches Bauernopfer durchaus eine veritable Volte sein … aber auch eine Grube, die man sich selbst gräbt. Manche Leiche im Keller fängt eben doch früher oder später an zu stinken …
Wenn der Schritt nach vor zu einem Schritt zurück wird, ist es Zeit, genau hinzusehen. Der Papst nimmt das Rücktrittsgesuch von Reinhard Kardinal Marx nicht an – mit der Aufforderung, „das Fleisch auf den Grill zu legen“. Viele Kommentatoren üben sich da schon schnell in geistlichen Verklärungen einer vermeintlich jesuitischen Dialektik. Tatsächlich aber wird hier der Versuch der Verantwortungsdelegation zurückgewiesen: Die Suppe, die man sich oder andere einem einbrockt haben, muss schon selbst ausgelöffelt werden. Statt sich also wie die Katze schnell vom heißen Blechdach von dannen zu machen, müssen die heißen Eisen selbst angefasst werden – ein Auftrag, der in der Kirche offenkundig nicht leichter ist als in der Politik. Dort allerdings kann ein strategisches Bauernopfer durchaus eine veritable Volte sein … aber auch eine Grube, die man sich selbst gräbt. Manche Leiche im Keller fängt eben doch früher oder später an zu stinken …
„Versteht ihr auch, was ihr lest?“ – diese Frage richtet der Apostel Philippus in der Apostelgeschichte an den äthiopischen Kämmerer. Man möchte sie heute jenen Schauspielerinnen und Schauspielern stellen, die – ohne offenkundig nach den Hintergründen zu fragen – in 53 Videos eher sarkastisch als ironisch über die Corona-Maßnahmen herziehen. Die Reaktion war drastisch. Manche eine und manch einer zogen ihren Beitrag zurück, andere halten stur fest und verstärken ihre Haltung noch. So oder so wird deutlich: Prominenz darf nicht mit Relevanz verwechselt werden. Schauspieler sind eben Schauspieler. Sie setzen Texte in Szene – auch wenn sie nicht verstehen, was sie tun. Im aktuellen Fall ist das allerdings tragisch, weil die Schauspieler sich selbst darstellen. Und das wirft Fragen auf. Fragen sind überhaupt notwendig, wenn Menschen verantwortlich handeln. Auch die Pandemiemaßnahmen sind ständig zu hinterfragen. Wer aber die Regeln aus vernünftiger Einsicht befolgt, ist kein Untertan, sondern ein Demokrat, der seinen Teil an der gesellschaftlichen Verantwortung übernimmt. Also: Fragen!
„Versteht ihr auch, was ihr lest?“ – diese Frage richtet der Apostel Philippus in der Apostelgeschichte an den äthiopischen Kämmerer. Man möchte sie heute jenen Schauspielerinnen und Schauspielern stellen, die – ohne offenkundig nach den Hintergründen zu fragen – in 53 Videos eher sarkastisch als ironisch über die Corona-Maßnahmen herziehen. Die Reaktion war drastisch. Manche eine und manch einer zogen ihren Beitrag zurück, andere halten stur fest und verstärken ihre Haltung noch. So oder so wird deutlich: Prominenz darf nicht mit Relevanz verwechselt werden. Schauspieler sind eben Schauspieler. Sie setzen Texte in Szene – auch wenn sie nicht verstehen, was sie tun. Im aktuellen Fall ist das allerdings tragisch, weil die Schauspieler sich selbst darstellen. Und das wirft Fragen auf. Fragen sind überhaupt notwendig, wenn Menschen verantwortlich handeln. Auch die Pandemiemaßnahmen sind ständig zu hinterfragen. Wer aber die Regeln aus vernünftiger Einsicht befolgt, ist kein Untertan, sondern ein Demokrat, der seinen Teil an der gesellschaftlichen Verantwortung übernimmt. Also: Fragen!
Disclaimer: Bei den Namen, die im Beitrag nicht genannt werden konnten, handelt es sich um die Schauspielerin Nora Tschirner, die sich ebenfalls kritisch zur Aktion #allesdichtmachen geäußert hat, sowie den Hygieniker Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow, der Gurgeln als Heilmittel gegen die Corona-Pandemie anpreist und gerne alle, die nicht seiner Ansicht sind, als „dumm“ bezeichnet.
Ein eigener Standpunkt gibt Halt. Es bleibt aber eben nur ein Punkt, von dem aus man die Welt betrachtet. Wer diesen eigenen Standpunkt verabsolutiert, offenbart darin nicht nur einen beschränkten geistigen Aktionsradius; er beraubt sich auch der Möglichkeit, das eigene Denken zu weiten. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass in Zeiten sozialer Medien das algorithmische Ausbilden von Filterblasen zur Verstärkung einer standpunktfixierten Unbeweglichkeit führt. So bilden sich rhetorische Schützengräben, in denen es nicht nur keinen argumentativen Fortschritt in der Erkenntnis gibt.
Ein eigener Standpunkt gibt Halt. Es bleibt aber eben nur ein Punkt, von dem aus man die Welt betrachtet. Wer diesen eigenen Standpunkt verabsolutiert, offenbart darin nicht nur einen beschränkten geistigen Aktionsradius; er beraubt sich auch der Möglichkeit, das eigene Denken zu weiten. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass in Zeiten sozialer Medien das algorithmische Ausbilden von Filterblasen zur Verstärkung einer standpunktfixierten Unbeweglichkeit führt. So bilden sich rhetorische Schützengräben, in denen es nicht nur keinen argumentativen Fortschritt in der Erkenntnis gibt. Allzu oft bleiben in den argumentativen Schlachten viele Verwundete und Verletzte auf der Strecke. Wo die Selbstgerechtigkeit obsiegt, kann es keinen Fortschritt geben – weder in der Gesellschaft noch in der Kirche. Wäre es da nicht Zeit für einen echten Umkehrschub, ein Innehalten, ein Ausprobieren neuer Sichtweisen und sei es als bloßer Denkversuch – um so neue Bewegung zu ermöglichen, die frischen Wind in verstaubte Denkräume bringt. Die Zeit ist reif für Umkehr – wieder einmal …